Sichtweisen – Sichtbarkeit

22 Sep 2019
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von Tatjana Wanner

 

Kreativwirtschafft trifft Schule

Workshop am Adolf-Reichwein-Gymnasium Heusenstamm

Was für eine spannende Aufgabe: Mein Wissen rund um das „Schreiben für die Homepage“ an Schüler!innen von der 5. Klasse bis zur Oberstufe weitergeben zu können. Das erste Mal: aufgeregt, angekommen, ernstgenommen … Die Erfahrung wirkt noch nach.

Wie kam es überhaupt dazu? Eingeladen hat mich meine Studienkollegin Sina Kuhlins, mit der ich aktuell im Weiterbildungsmaster „Kulturelle Bildung an Schulen“ an der Phillips Universität Marburg unterwegs bin. Sie suchte nach professionellem Support für die Homepage-AG an ihrer Schule. Wie schreibt man eigentlich fürs Internet? Was gilt es zu beachten? Welche Möglichkeiten bietet das Web? Aufgrund meiner Erfahrung in der Kreativwirtschaft als Texterin, Redakteurin und Lektorin fällt es mir leicht, auf diese Fragen zu antworten. Aber kann ich das auch jungen Schüler!innen vermitteln? Ich zögere kurz, weil ich bis dato nur Erfahrung in der Erwachsenenbildung hatte. Schließlich sage ich zu.

Kooperation auf Augenhöhe

Schnell ist ein Termin gefunden. Die AG-Teilnehmenden beantworten im Vorfeld meine Fragen rund um ihre Schreib- und Leseerfahrung. Sina gibt mir komplett freie Hand bei Aufbau und Gestaltung des Workshops.1) Dank der Schreibproben, die ich zuvor studieren konnte, bin ich bestens auf die 16 Kinder und Jugendlichen vorbereitet. Das Vertrauen, das mir sowohl die jungen Menschen als auch Sina als verantwortliche Lehrkraft entgegenbringen, erleichtert mir den Einstieg in die insgesamt drei Schulstunden mit 30-minütiger Pause.

1) Ich habe das Gefühl, dass sie absolut in der Lage ist, die Balance zu halten zwischen der pädagogischen Verantwortung und der Verantwortungsabgabe an mich als externe Expertin aus der Kreativwirtschaft. (vgl. Mörsch, C. (Hrsg. Fachstelle Kulturvermittlung 2014). Arbeitsprinzipien im Programm „Kultur macht Schule“. [Quelle: https://www.ag.ch/de/bks/kultur/kulturvermittlung/kultur_macht_schule_1/veroeffentlichungen_9/veroeffentlichungen.jsp – letzter Zugriff am 28.10.2014]: "Diese Balance ist eine besondere Herausforderung. Einerseits liegt die Strukturierung und Steuerung der Prozesse in einem Kulturprojekt in der Verantwortung der eingeladenen Kulturschaffenden. Andererseits ist die Lehrperson auch nicht einfach aus der Verantwortung zu entlassen. Offenheit und die Bereitschaft, sich transparent über Bedarfe und Erwartungen aneinander abzustimmen, sind gefordert."

Elena und Katharina im Interview (c) Smartphone von Elena
 
Schreiben für die Homepage

wirkungsvoll – präzise – zielgruppenorientiert


Unter dieses Motto stelle ich die 135 Minuten. Nach ein paar Dos und Dont‘s und webspezifischen Anforderungen wie Über- und Zwischenüberschriften, Absätze und Bildmaterial, geht es darum, die jungen Autor!innen davon zu überzeugen, dass es verschiedene Textsorten gibt, die eine unterschiedliche Haltung und Perspektive erfordern. Noch einmal zur Erinnerung: Wähle ich die Form der „Nachricht“, ist die Sichtweise eine objektiv-sachliche. Schreibe ich einen persönlichen Bericht, dann darf ich die Ich- oder Wir-Form (bei zwei Autor!innen) verwenden und natürlich subjektive Eindrücke wiedergeben.


Genau diesen Unterschied können die Schüler!innen dann bei der Schreibprobe „Interview“ live nachvollziehen. Dabei kommen durch ihre Fragen sehr persönliche Meinungen und Erlebnisse zum Vorschein. Damit hat, glaube ich, niemand gerechnet. Ihre Zielgruppen Mitschüler!innen, Lehrer!innen und Eltern im Blick, bringen sie die Dinge auf den Punkt.


Schüler!innen-Content sorgt für Sichtbarkeit


Nicht jede Schule bietet ihren Schüler!innen die Möglichkeit, an der Sichtbarkeit des Schullebens aktiv mitzuwirken. Am ARG Heusenstamm ist es eine Selbstverständlichkeit. Die Mitglieder der Homepage-AG (ab Klasse 5), geleitet von den Schülerinnen Katharina Heringhaus und Elena Günther, schreiben regelmäßig für die Homepage und sorgen so für aktuellen Content. Gearbeitet wird in einem virtuellen Forum, sodass auch Sina vor der definitiven Veröffentlichung der Texte noch einmal einen prüfenden Blick werfen kann. Von diesen inhaltlich bunten Beiträgen profitiert die Homepage. Ein weiterer Mehrwert: Die digitale Kommunikation wirkt nach außen und ebenso nach innen.2) Die Texte und Berichte sind authentisch – nicht immer perfekt, aber genau das macht ihren Reiz aus.

2) Vgl. Handout von Jörg Brunotte (2019:05): "PR begins at home – Öffentlichkeitsarbeit beginnt in der eigenen Organisation. Interne Kommunikation ist eine zentrale Aufgabe der Öffentlichkeitsarbeit. Fehlt den eigenen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern die Überzeugung, sind sie nicht motiviert, ist Glaubwürdigkeit nach außen nicht zu erreichen." Vgl. auch: Puttenat, D. (2007): Praxishandbuch Presse- und Öffentlichkeitsarbeit. Eine Einführung in professionelle PR und Unternehmenskommunikation. Wiesbaden: Gabler, S. 111: "Unternehmenskommunikation beginnt nicht erst vor der eigenen Haustür, sondern bereits innerhalb der vier Wände des Unternehmens."


Perspektive „außerschulische Expertin“

Es war mir eine Freude, an diesem Schulangebot mitzuwirken. Gemeinsam mit jungen Menschen an Texten zu arbeiten, ihnen zu vermitteln, was geht, aber auch, was beim journalistischen Schreiben nicht geht, inspiriert und motiviert mich. Ich kann mir vorstellen, in Zukunft als außerschulische Expertin in diesem Bereich weiter zu arbeiten.

 

Aber wie ist es den Schüler!innen selbst ergangen? Wie fällt ihr Fazit aus? Wen das interessiert, der kann dazu gerne mal einen Blick in den Bericht auf der Schulhomepage werfen. Viel Spaß!

 

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